26.08.2011
Eigentlich ist diese Überschrift irreführend oder auch falsch, denn Kendo kann man in meinen Augen nicht "erlernen", sondern dies muss man irgendwie für sich selbst ergründen.
Ich habe einige Zeit überlegt, ob es mir zusteht nach so kurzer Trainingszeit, seit ungefähr drei Monaten oder zwölf Trainingseinheiten, meine Erfahrungen in Worte zu fassen: Hier ein Versuch!
Wie bin ich eigentlich zum Kendo gekommen? Ungewollt und ohne jegliche Kenntnisse von dieser Sportart! Gedacht war eigentlich, dass meinem Sohn dieser Sport gefallen oder sein Interesse daran geweckt werden könnte...! Er ist sehr nett von den Trainern aufgenommen worden, die gleich einen "Samurai" aus ihm machen wollten. Da mein Sohn noch ziemlich jung ist, habe ich ihn zu den Trainingsstunden gebracht und entsprechend gewartet und zugeschaut. Hier begann nun meine Faszination: Blaugekleidete Personen mit einem martialischen Helm auf dem Kopf, bewegten sich sehr schnell durch die Turnhalle und "schlugen" mit einem Bambusstock aufeinander ein! Gegensätzlich hierzu waren dann wieder die ruhigeren Momente zum Beginn und zum Ende des Trainings, mit Ritualen, die mir als Außenstehender absolut verschlossen blieben. Mein Interesse jedenfalls war geweckt und nach einer Rücksprache mit dem Trainer wurde es mir gestattet, bei verschiedenen Trainingsstunden als stiller Zuschauer teilzunehmen. In dieser Zeit reifte bei mir der Entschluss: Das will ich auch machen! Anfang Juni war es dann soweit: Meine erste Probestunde!
An einem Sonnabendnachmittag stand ich nun mit einer gepackten Trainingstasche vor einem, dem Gesichtsausdruck nach zu urteilenden, überraschtem Sensei und fragte, ob ich am Training teilnehmen dürfe. Dies wurde mir natürlich erlaubt und ich wurde sehr nett und freundlich durch die anwesenden Kendoka aufgenommen. Natürlich ging erst mal alles Denkbare völlig daneben – Shinai falsch gehalten, von den Ritualen keine Ahnung, Koordination zwischen den Händen und Füßen kaum vorhanden, und zu allem Überfluss fehlte es dann auch noch an der nötigen Kondition. Dies zog sich auch, mit kleineren Abweichungen, durch die nächsten Trainingsstunden und ich bewundere die Senseis für ihre Geduld, mir zum x-ten Male zu sagen: "Sei nicht so verkrampft!"; "Die Füße weiter auseinander!"; "Das Shinai höher/tiefer!" oder "... muss so oder so ausgeführt werden!". Die Anweisungen erfolgen aber immer in solcher Form, dass ich persönlich das Gefühl habe, dass dem Sensei etwas daran liegt, mir etwas beizubringen. Niemals habe ich den Eindruck, er wäre "genervt" oder es ist ihm zuviel, mich nochmals darauf hinzuweisen. Auch die anderen Kendoka, mit denen man ja das Training durchführt, sind bemüht mir etwas beizubringen und übernehmen dann die Rolle des Senseis, wenn dieser z.B. mit anderen Schülern beschäftigt ist. Auch hier wird mir entgegengebracht "willkommen" zu sein und wenn Fragen (z.B. "Wie binde ich den Hakama?") auftauchen, ist sofort jemand bereit, mir zu helfen oder eine Auskunft zu geben. Dies ist ein Umstand, den ich so in dieser Form bei meinen sonstigen sportlichen Aktivitäten nie erlebt habe. Dieses "Willkommensein" führt natürlich zu einer gewissen "Behaglichkeit" und man bringt sich dann auch in das Vereinsleben ein und hilft gern beim Aufbau für einen Lehrgang oder macht hier und da Fotos und freut sich dann wiederum, wenn ich als "Neuling" zu einem Grillabend eingeladen werde.
Ich habe es bisher nicht bereut, trotz Muskelkater und Blasen an den Füßen, mich für diesen Sport entschieden zu haben. Dies ist auch auf die nette Aufnahme in diese Runde der Kendoka zurückzuführen. Ich freue mich auf jedes Training, und auch wenn ich dieses teilweise früher beenden muss, weil meine Kondition noch immer nicht ausreicht, sehe in meiner Fußarbeit schon gaaaannnnnz kleine Fortschritte.
Dirk Schramm